Anfang der 80er-Jahre: In einer seiner „Nightflight“-Sendungen auf dem britischen Soldatensender BFBS spielt Alan Bangs ein Stück von Guthrie Thomas. Keine Ahnung, welches es war. Aber damals hat mich diese Stimme fasziniert, die da durch die Nacht klang. Bald stand seine LP „Once in a while forever“ im Plattenregal. Stücke wie „You can´t buy no love songs“ oder „Love is hard to find“ liefen dann rauf und runter. Aber was war das für ein Typ da auf dem Foto? Dieser Cowboyhut, diese fellgefütterte Flanelljacke? Den hatte ich mir anders vorgestellt. Tja, da stand ich wohl auf die Musik eines Cowboy-Songwriters, für mich damals irritierend. Ich hab mich damit beruhigt, dass Alan Bangs ihn offenbar gut fand und mit ihm befreundet war. Der ersten LP folgten weitere, teilweise aus dem planetaren großen Kölner Plattenladen, teilweise von Bernhard Hanneken abgegeben, dem jetzigen Programmmacher des Tanz- und Folkfestes Rudolstadt, damals Chefredakteur des „Folk-Michel“, aus dem der heutige „Folker“ hervorging. Abgeschwoffen, hoppla.
Nun mag vieles mit Nostalgie zu tun haben, wenn ich die Songs heute wiederhöre. Aber in die Stofflieferer-Reihe gehört er für mich immer noch, obwohl ich nie davon erfahren habe, dass andere Leute Lieder von Guthrie Thomas interpretieren. Sind die Dinger so persönlich, dass sie für niemand anderen in Frage kommen? Von Kritikern wurde immer wieder das Talent dieses Songwriters gelobt, auf seinen LPs haben Leute wie Ron Wood, Ringo Starr und John Hartford gespielt, Kollegen wie Arlo Guthrie lobten seine Kunst. Dank Internet lässt sich inzwischen allerhand über Guthrie Thomas erfahren. Zu hören gibt es aber nur Soundschnipsel und auf Youtube herrscht Leere. Immerhin sind selbst über Amazon Deutschland CDs zu bekommen – die jüngste stammt von 2006 (original: 1996), heißt „Midnight Train“ und wird wie einige andere vom Bremer Label Taxim Records vertrieben.
Wahrscheinlich, um genügend Geld zum leben zu haben, verkauft Guthrie Thomas über seine Website „custom made“ Gitarrensaiten und -picks. Der Mann hat sich als Pharmazeut und Psychologe ausbilden lassen – scheint also jede Menge Energie zu besitzen. So melancholisch seine Lieder auch sind: Er warnt vorm Durchhängen, sondern gibt den Leuten die Botschaft mit: Wenn Ihr Träume habt, macht sie zu Zielen und lasst sie Wirklichkeit werden. Das hat er offenbar geschafft, auch abseits der Musik.