An einem Punkt scheint Chris Thile mächtig wütend werden zu können: wenn es um das Spielen alter (und oft wertvoller) Instrumente geht. Jedenfalls flucht er im aktuellen Interview mit Loar-Experte Dan Beimborn mächtig auf diejenigen, die sich Loar-Mandos kaufen, um sie dann als Heiligtum zu betrachten und nur zu Weihnachten aus dem Koffer holen. Das ist kein Museumsstück, das ist ein Instrument, empört sich Thile über die Loar-Hätscheler, es ist ein Instrument, das gespielt werden will. Erst recht fuchtig wird er, wenn Leute seine Loar betrachten und in vorwurfsvollem Unterton bemerken: Oh, da hast du aber ein paar Kratzer reingemacht, oder? Dabei redet er nicht der Nachlässigkeit das Wort: Natürlich, passt gut drauf auf, stellt sicher, dass es nicht gestohlen wird, diese Dinge. Haltet es von Schaden fern, aber spielt es! Tourt damit!
Und dann rät er allen Besitzern einer Lloyd Loar noch dazu, das Instrument in spielbarem Zustand zu halten – beispielsweise ein schlechtes Griffbrett zu ersetzen und eine nicht tonreine Bundierung zu beseitigen. Er hätte sogar die Griffbrett-Verlängerung entfernen lassen, wenn sie ihn gestört hätte. Chris lässt übrigens bei Steven Gilchrist reparieren/modifizieren. Warum auch nicht einen der Besten ranlassen? Aber das Teil dafür nach Australien schicken? Da brechen ja schon beim Gedanken daran die Schweißströme aus. Chris Thile scheint jedenfalls ein gesundes Verhältnis zu seinem am 18. Februar 1924 fertiggestellten Instrument zu haben und schert sich nicht um die Heldenverehrer der Szene: Loar was not God. He was a very good instrument builder. Das Interview im vollen Wortlaut.
Erscheint am 14. Februar: die neue CD der Punch Brothers mit Chris Thile (M.).