Hilly war kein Billie

Das hab ich nicht gewollt. Ehrlich. Es hat mich deswegen beschäftigt, weil das ZDF nachts eine Doku über das „CBGB“ in New York wiederholt hat. Daher der Beitrag zum Gabba Gabba Chop Chop am 23. August. Jetzt, ein paar Tage danach, am 28. August, ist der Gründer des CBGB, Hilly Kristal, im Alter von 75 Jahren gestorben. Der Mann, der ursprünglich auch Bluegrass in seinem Club präsentieren wollte und stattdessen die Wiege des Punk schaukelte, litt an Lungenkrebs. Eine Würdigung lieferte gestern die New York Times. Dort steht auch ein Video zum Angucken bereit. Den Tod meldet in Deutsch der Rolling Stone. Da ist ja wohl ein Würdigungskonzert der Überlebenden fällig.

Hörgewohnheiten, sprunghafte

Weil ich mich hier immer wieder als Bluegrass-Möger zu erkennen gegeben habe und das logischerweise auch in der Natur dieses Blogs liegt, traue ich mich kaum, ein paar gegenläufige Zeilen zu schreiben. Aber in der letzten Zeit hat mein Interesse am Grass ein wenig Schaden genommen. Bitte jetzt keine Panik! Bl Bl – Blog bleibt! Nein, grundsätzlich möchte ich mal in die Runde werfen, wie das bei anderen so läuft. Bei mir lief es in der Vergangenheit immer in Phasen ab, das Musikhören. Da gab es nach den ersten Jahren mit Hitparadenklängen die Rockmusik, eine Jazzphase, eine mit viel afrikanischer Musik, auch mal Klassik, eine Folkphase, dann nochmal eine Punkphase usw. Resultat: Man hat mal an allen möglichen Musikformen und -richtungen geschnuppert und den Horizont erweitert. Aber dass ich seit 30 Jahren fortlaufend bei einem Stil geblieben wäre, kann ich nicht sagen. Sonst wäre ich zum Experten in irgendeiner Sache geworden. So bleibt´s beim Generalistentum.

Beim Bluegrass von einer Phase zu reden, wäre unzutreffend. Weil diese Phase schon relativ lange dauert (ist es dann eine Periode? Eine Ära?) – für meine Verhältnisse. Und die Zuneigung geht ja nicht weg. Aber kann es sein, dass man manchmal einfach Urlaub braucht nach zu intensiver Beschäftigung mit einer Musik? Dass mal ein Interregnum kommen muss, um manche Dinge wieder würdigen zu können? Ich weiß nicht, ob es so ist. Vieleicht handelt es sich auch um einen akuten Fall von frühseniler Sprunghaftigkeit und mangelndem Durchhaltevermögen. Aber es geht ja beim Musikhören und -machen nicht um einen Kampf (höchstens kurzfristig), sondern um freudige Veranstaltungen.

Jedenfalls habe ich immer Leute bewundert, die seit ihrer Jugendzeit an einer Sache konsequent drangeblieben sind – und heute über jede Menge Wissen oder spezielle Fähigkeiten verfügen. Nun, das ist die Sache der Generalisten-Psyche nicht. Der wird immer irgendwann langweilig, mehr oder weniger schnell. Der Song kann noch so toll sein, nach dem siebzehnten Hören kommt er zu den Ohren raus. Und mit Genres kann das ähnlich gehen. Niemand ist natürlich gezwungen, in einem Zeitabschnitt nur eine Art von Musik zu hören, da geht sicher auch einiges parallel. Das beantwortet aber nicht die Frage, ob das den Abnutzungseffekt stoppt und ob nicht trotzdem Ruhepausen eingelegt werden müssten. Das alles ist wahrscheinlich eine sehr persönliche Geschichte. Wäre trotzdem interessant zu erfahren, was die Gemeinde dazu denkt.

Und um Euch recht grüblerisch ins Wochenende zu entlassen, folgt hier noch der Sinnsuche-Song der „Indigo Girls“: „Closer to fine“ – mit Mando-Beteiligung (wenn auch nicht im Bild zu sehen).

Seeholz in den Sternen

Die Gießener Firma Lakewood kennt man ja wegen ihrer sehr guten Akustikgitarren. Doch neulich, bei „Musik produktiv“, sah ich im Online-Katalog drei Mandolinen aus der hessischen Werkstatt! Keine Bluegrass-Teile, sondern „Deutsche Mandolinen“ in verschiedenen Holzkombinationen mit Ovankol, Fichte/Mahagoni und Fichte/Palisander. Da wollte ich Näheres wissen und bin hin zur Website von Lakewood. Aber da – nix Mando! Beschämt verschwiegen? Aus dem Programm geflogen? Wir wissen es nicht. Nur ein Relikt tauchte auf – die unten stehende Werbeanzeige. Handelt es sich nun bei den drei Modellen, die Musik produktiv anbietet, um gute Geldanlagen, weil sie sich über die Jahre zu gesuchten Sammlerexoten entwickeln werden? Oder sind sie lediglich Ausdruck eines Irrwegs, über den Lakewood-Chef Martin Seeliger das Mäntelchen des Schweigens breiten wird? Ein Fall für Analysten! „Hallo Frank Lehmann, was sagt denn die Börse in Frankfurt dazu …“ – „Keine Ahnung, der New Yorker Max (Mandolinen-Index) hat schon geschlossen und ich geh gleich ins Kino, Star Wars gucken.“ Danke, Frank.

mandoline.jpg

Wir schreiben Tag 365

Heute, vor genau einem Jahr, ist ein neues Blog entstanden, auf das die Welt gewartet hatte: das Bluegrass-Mandolinen-Weblog „Doppelstopp“! Nur zur Erinnerung: Ihr lest es grad. Seit dem 30. August 2006 hat sich einiges getan – die durchgreifendste Änderung war sicher der Wechsel von „blogg.de“ zum neuen Provider „WordPress.com“. Wie feiert man einen solchen Geburtstag? Indem an die schönsten Einträge bzw. Posts der Vergangenheit erinnert wird? Oder an die unverschämtesten Kommentare? Auf jeden Fall mit einem dicken Dankeschön an die treuen Leserinnen und Leser! Auch wenn ich nicht nach Quote bezahlt werde – es macht auf jeden Fall mehr Spaß zu schreiben, wenn man gelesen wird. Die Einschaltzahlen sind dabei alles andere als konstant, wer weiß, woran es liegt. Der Knaller-Monat in einem Jahr Doppelstopp war jedenfalls der Juni dieses Jahres: 553 Besucher klickten 734 Artikel an. Das dürften die Stars in der Blogger-Szene locker pro Tag erreichen. Aber hier, in der Nische, reicht das als Anlass, eine Flasche Schnaps extra zu trinken. Wir dichten zum Geburtstag: „Es liest das Weblog Doppelstopp/bestimmt nicht der gemeine Mob.“

Manchmal habe ich zugegeben auch mit Tricks gearbeitet. Wenn Du zum Beispiel „Süße Sau“ in eine Überschrift nimmst, könnte es sein, dass Du einige Zugriffe mehr bekommst – von Leuten, die damit was anderes als eine schöne Mandoline verbinden. Man sollte so etwas aber nicht übertreiben. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei Wörtern wie „Terror“, „Bombe“, „Taliban“, weil uns dann bald der Innenminister ausspäht. Dabei wissen wir doch alle: „Der Taliban, der Taliban/fasst keine Mandoline an.“ Aber sagt das mal dem Schäubchen.

Nein, Doppelstopp bleibt halbwegs seriös, je nach Tagesform. Der Beitrag hier drunter gibt davon Zeugnis ab. Fast das komplette erste Jahr lässt sich hier weiterhin nachlesen – soll mir mal einer beweisen, dass das nicht alles ernst gemeint war. Außerdem ist ja auch Nutzwertiges dabei. Nun gut. Die Kerzen ausgepustet, sich was gewünscht – aber morgen herrscht hier wieder Alltag. Jetzt nur noch das hier: Wie kommt man bloß darauf, ein solches Stück auf der Mando zu spielen? Jim Richter tut´s.

Mando-Weblog an Außerirdische verkauft

„Wir lassen uns eine gute Geschichte nicht durch Recherchen kaputt machen“: So lautete das Motto von Eddie Clontz, der 25 Jahre die US-Lügenzeitung „Weekly World News“ geprägt hat, die gerade zum letzten Mal erschienen ist. Das Blatt konnte immer mit sagenhaften Schlagzeilen aufwarten, beispielsweise: „Seit 1939 vermisstes Flugzeug mit Skelett gelandet“. Oder: „Blinder Mann erlangt Sehkraft wieder und verlässt hässliche Ehefrau“. Ein ähnliches Organ gab es auch mal ein paar Jahre in Deutschland – oder war es gar die deutsche Ausgabe der WWN? Ich weiß es nicht mehr, es war wohl in den frühen 90ern.

Das Motto könnte jedenfalls ein schöner Wahlspruch für ein Mandolinen-Weblog sein. Mit Reißern wie: „Junge lebte 17 Jahre mit verschlucktem F-Loch“. Oder: „NASA-Fotos beweisen: Mandolinenplage zerrüttet Familien auf dem Saturn“. Oder: „Super-Mando rettet griechische Oma vor den Flammen“. Würdet Ihr das nicht alle viel lieber lesen als die hier sonst üblichen langweiligen Zeilen? Rhetorische Frage. Sicher, sicher.

Greenhorn im Wolkental

Manchmal gehen die Gedanken zurück in die Vergangenheit, in die frohen Tage von Kindheit und Jugend. Oder auch in die Zeit, in der der Schreiber dieser Zeilen ein blutjunger Lokalreporter war, der jedes Wochenende durchs Land zog, um über kulturelle Ereignisse zu berichten. Zumindest einmal im Monat kam er nach Bergneustadt, einem Städtchen zwischen Köln und Olpe. Dort veranstaltete die „Folk-Initiative“ ihre Konzerte, über die der noch unerfahrene Tintenpinkler schreiben durfte (Cheforganisator damals war übrigens Mike Kamp, Herausgeber des „Folker„). Und einmal, es war der 14. April 1984, Ostersamstag, da trat tatsächlich eine Bluegrass-Formation auf: „Cloud Valley“ aus Virginia/USA. Der Eintritt betrug 6,- DM. Aber der Schreiberling durfte ja umsonst rein.

Damals hatte er mit Bluegrass nichts am Hut, war aber objektiv verblüfft über die instrumentalen Fähigkeiten der vierköpfigen Band, mit der anschließend noch beim örtlichen Griechen über Musik und Politik diskutiert wurde. Damals stand ja die Friedensbewegung hoch im Kurs, ebenso wie der Anti-Amerikanismus. Und die Grasser reagierten irritiert, als wir bekundeten, die Sowjets nicht als unsere Feinde zu betrachten, sondern in erster Linie als Europäer. Es ging dann noch einiges hin und her, bis der Abend endete.

Nun, mehr als 20 Jahre später, ist dem Schmierer von damals sein Artikel samt Presseinfo wieder in die Hand gefallen. Und was sehen seine Augen? „Cloud Valley“ bestand mindestens zu drei Vierteln aus Leuten, die noch heute in der Bluegrass-Szene einen exzellenten bis überaus exzellenten Ruf genießen. Da wäre zum einen Bassistin Missy Raines, damals noch als Melissa angekündigt, seinerzeit 22 Jahre alt, aber bereits über die Maßen fähig. Dann der Gründer der Band, Bill Evans, der in Banjo-Kreisen hoch angesehen ist und von manchen als Innovator auf dem Instrument betrachtet wird. Schließlich hatten Cloud Valley auch einen Mandolinenspieler dabei: Steve Smith, der ebenfalls weiterhin musikalisch aktiv ist. Nur der Gitarrist Charlie Rancke scheint wenig Spuren hinterlassen zu haben, jedenfalls sind keine aktuellen zu finden. Mit denen also saß der Grünschnabel am Tisch und hat sich statt über Musik über Zivildienst und Waffen mit den amerikanischen Freunden unterhalten. Sünden der Jugend.

Infame Tage

Eine der heißesten jungen Bluegrass-Bands, die „Infamous Stringdusters“, hat sich filmen lassen: Noch heute soll im Bluegrass-Blog ein halbstündiges Video abrufbar sein, das die Stringdusters on the road zeigt. Titel des Films: „Four days of infamy“. Na Mahlzeit, das klingt ja nach Riesenspaß auf Tournee. Den Film gibt´s exklusiv erstmal nur dort im Blog (oder en blog, wie der Franzose sagt), dank einer Kooperation mit Sugar Hill Records. Ansonsten lohnt aber natürlich eine Youtube- und Myspace-Suche nach den Stringdusters. Und bei den „Woodsongs“ waren sie ebenfalls schonmal mit von der Partie (Nr. 425). Guckst Du!

Wetzt die Klingen!

Unfassbar, wie die Zeit rast. Bald haben wir schon wieder „Tag der deutschen Einheit“ und dann dauert es nicht mehr lang, bis in der Klingenstadt Solingen der nächste Bluegrass-Mandolinen-Workshop steigt. Wie in jedem Jahr reist Jesper Rübner-Petersen aus Süddeutschland an, um einer überschaubaren Schar Mando-Geheimnisse zu vermitteln. Vom 26. bis 28. Oktober packt er seine Gibson F-5 in der New Acoustic Gallery aus – für Anfänger und Fortgeschrittene, die allgemeine Tipps und Anleitungen bekommen, aber auch Spezielles erfahren. In diesem Jahr geht es im Schwerpunkt um das Thema „Improvisation“. Jesper schreibt meiner Erinnerung nach ein Buch rund um Impro auf der Mando – vielleicht ist es auch schon fertig? Für den Workshop sind noch einige Plätze frei. Anmeldung und nähere Information bei Oliver Waitze von der New Acoustic Gallery.

Was das Effloch nicht weiß …

… das weiß der Boogie! Und dröselt uns in seinem Kommentar die Bedeutung der Buchstaben CBGB auf, Name des berühmten Clubs in New York, wo die Kinderstube des Punk liegt. Country, Bluegrass und Blues also! Ob diese Musik dort seit den frühen 70ern jemals gespielt worden ist? Oder waren die Punks eine Erscheinung von vielen? Dienstags und samstags Punk, mittwochs Bluegrass mit Bill Monroe, haha. Manches beantwortet wie immer Wikipedia in seinem Eintrag zum CBGB-Club. Mehr gibt´s auf der englischsprachigen Site zu dieser Brutstätte.

Schlafende Schöne

Das neue „Fretboard Journal“ für den Herbst ist angekündigt – und was sehen da meine Augen? Es gibt eine Geschichte über „Fylde Guitars“ drin! Das freut mich deswegen, weil selten was über diese kleine englische Firma zu lesen ist und meine erste gute Gitarre aus der Manufaktur von Roger Bucknall stammt, gebaut 1980, von mir erworben 1983. Es handelt sich um eine „Oberon“, ein Modell, das noch heute im Programm steht. Bei der Gelegenheit wird mir schmerzlich bewusst, wie wenig ich vor lauter Mandoliniererei dieses Instrument spiele. Und irgendwer hat ja mal gesagt, dass Instrumente ihren Klang verlieren, wenn man sie nicht nutzt. Dann müsste diese Gitarre jedenfalls viel von ihrem Klang eingebüßt haben. Aber kann man den denn nicht wecken, wenn man eines Tags wieder ganz viel drauf spielt?

Außerdem soll es zusätzlich eine Rolle spielen, wie jemand das Instrument bedient. Ein guter Gitarrist würde es somit zu höchsten Höhen führen, ein schlechter nur lauter schreien lassen? Manchmal klingt das nach Voodoo-Zauber, aber wahrscheinlich ist mehr dran, als einem Dilettanten lieb ist. Glaubt mir, liebe diverse Instrumente: Ich tu ja, was ich kann. Wenn Ihr doch bloß weiter freundlich zu mir seid? Danke sehr.

Einer zumindest spielt ziemlich viel auf seiner Fylde: Bluessänger Eric Bibb. Ihm und seinem und meinem alten Instrument zu Ehren das hier, die hübsche Ballade „Connected“. Übrigens  baut Fylde auch Mandolinen – die zielen allerdings eher auf Folk denn auf Bluegrass.

Gabba Gabba Chop Chop

Angesichts der Wildheit – oder besser: parodistischen Wildheit? – von Hayseed Dixie und meiner alten Liebe zu Punk und New Wave suche ich immer weiter nach Querverbindungen zum Bluegrass. Gerade fällt mir aber nichts Vergleichbares ein. Auch „Newgrass“ kann ja nicht als Punkbewegung innerhalb des Bluegrass durchgehen, obwohl die Richtung stimmt. Aber auch bei den modernen Formen des Bluegrass bleibt es meistens dabei: Solistische Fähigkeiten sind gefragt, Dilettantismus nicht. Und Solos waren im Punk ja verpönt, da ging es vor allem um pure Energie und Haltung. Das fällt mit elektronischen Instrumenten zunächst auch leichter, weil das immer irgendwie nach was klingt, auch wenn man nicht besonders gut spielt. Vielleicht lehne ich mich hier auch ein bisschen weit aus dem Fenster, weil ich ja kein erfahrener langjähriger Bluegrass-Hase bin. Gern lasse ich mich eines Besseren belehren.

Manchmal aber gibt es erstaunliche Querverbindungen. Einer der Urväter des US-Punk und seit Ewigkeiten als Gitarrist mit Patti Smith unterwegs ist Lenny Kaye. Und eben dieser Kerl hat gemeinsam mit Country-Outlaw Waylon Jennings dessen Autobiografie erarbeitet. Das ist natürlich schon wieder Jahre her und Jennings seit 2002 tot, mir war´s bis dato aber unbekannt. Genauso wie die Tatsache, dass Richard Hell, ebenfalls Ur-Punk und gemeinsam mit Tom Verlaine Gründer von „Television“, aus Lexington in Kentucky stammt. Wenn sich da nicht irgendwie ein Verwandter mit Bluegrass-Vergangenheit recherchieren lässt, will ich Patty Loveless heißen …

Köpfe schütteln, Jeans abschneiden

Hier der Beitrag von Rainer Zellner zum Auftritt von „Hayseed Dixie“ in Rudolstadt:

„Hayseed Dixie in Rudolstadt waren viel besser als erwartet.
Backstage absolut umgänglich, auf der Bühne extrem präsent und witzig, vor
allem John Wheeler ein hervorrragend Master of Ceremony (MC). Am Sound
konnte man als kunstsicherer Purist nörgeln, aber: Vor etlichen Tausend
Besuchern nur mit Bluegrass-Instrumenten (wenn auch durch Tonabnehmer
verstärkt) einen richtig massiven Sound hinzubekommen zeugt von Know how,
Wohnzimmer ist anders, das ist klar. Die Crooked Jades als Eröffnung des
Abends hatten da mehr Schwierigkeiten (weil nur Mikros). Mittendrin dann
noch die grandiose Valerie Smith, deren Sound von der Lautstärke her genau
in der Mitte lag, mit einer Show, die Hayseed Dixie, wenn auch auf andre
Weise, stimmungsmäßig ebenbürtig war. Und das nur mit Bluegrass!
Zurück zu Hayseed Dixie – die beiden Reno-Brothers absolut beeindruckend an
Banjo und Mandoline! Ein echter Genuss.

Faszinierend das wilde Rock-Star-mäßige Rumgerenne auf der Bühne, Köpfe
schütteln, Metal-Posen, alles irgendwie übertrieben dennoch. Ich glaube eh,
ihr Konzept ist schlicht satirische Überhöhung der „not to dos“ beider
Stilrichtungen – Metal und Bluegrass. Beides Richtungen mit Hardcore-Fans
und interner Stil-Polizei. Hayseed Dixie packte alle alten Schinken aus,
die man seit 30 Jahren eigentlich nicht mehr erlaubt: Duelling Banjos mit
gegenseitigem Greifen der Instrumente oder „Will the Circle be Unbroken“ als
Mitsingnummer. Und dazu die grausame Verirrung mit den abgeschnittenen Jeans
als Bühnenoutfit, aber klar, konsequent satirisch die Hillbillies durch den
Kakao gezogen. In den USA ist man davon wenig begeistert, Bluegrass ist
mittlerweile woanders in der Entwicklung, dort gilt Hayseed Dixie als
Klamauk. Aber die unvorbereiteten, in allen Balkanrhythmen erfahrenen
deutschen Folk-Jünger (und Jüngerinnen!) tanzten an der Bühne – vor den
wilden Redneck Cowboys! The Times, They are a Changin´…“

Nach einem Jahr

Es gab immer mal wieder Probleme technischer Natur: Trackbacks, die nicht funktionierten, und eine launische Kommentar-Funktion beispielsweise. Deswegen bekommt nach fast einem Jahr Doppelstopp ein neuer Betreiber seine Chance: WordPress. Dadurch wird der Mando-Blog nicht nur werbefrei, sondern wird hoffentlich auch anderen zusätzlichen Service bieten – etwa das Einbetten von Youtube-Videos. Sämtliche Inhalte von Blogg.de herüberzuziehen übersteigt meine technischen Kenntnisse. Aber es geht ja nichts verloren. Wer sich für ältere Beiträge interessiert, kann sie weiterhin über: http://doppelstopp.blogg.de abrufen. Die Adresse findet Ihr auch in der Blogroll. Alles Weitere wird sich hoffentlich finden. Und als erstes Bonmot hier ein Video von „Hayseed Dixie“ (mit einer anderen Band im Bild), zu deren Auftritt in Rudolstadt Rainer Zellner dankenswerterweise oben stehend einige Anmerkungen liefert.