Sommer, Meer und Mandoline: mit Avi Avital

Von den Großen lernen heißt siegen lernen! Ach was, wer Mandoline spielt, muss nicht siegen, der hat mit dem Instrument an sich schon viel gewonnen. Trotzdem mag man gern hin und wieder neue Impulse fürs Spielen bekommen, von Meistern ihres Fachs. Da kommt ein Workshop gerade recht, der vom 24. bis zum 30. Juli 2017 in Lübeck stattfindet. Der Lehrer: Avi Avital, israelischer, in Berlin lebender Meistermandolinist! Im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals schwebt Avi vor, ein großes Mandolinenorchester zusammenzubekommen, von ihm aus auch 100 Leute stark. Das spielt dann auf dem Festival, und zwar am 30.7., besetzt aus den Workshop-Teilnehmern. Eingeladen zum Mitmachen sind Mandolinenspieler vom etwas erfahrenen Anfänger bis zum Fortgeschrittenen, aufgeteilt in verschiedene Klassen. Mit nur 215 Euro pro Person klingt das Angebot auch finanziell sehr verlockend. In erster Linie aber ergibt sich die Gelegenheit, von Avi Avital zu lernen. Und weil er ein ziemlich netter Typ ist, dürfte jeder was für sich mit nach Hause nehmen. Nähere Informationen lassen sich dieser Pdf-Datei entnehmen, die Ihr hier herunterladen könnt: Mandolin Workshop Avital_2017

Avi Avital

Avis Assoziationen

„Manche erinnert der Klang an italienische Filmmusik, andere denken an Bluegrass, andere wiederum an Musik aus dem Nahen Osten oder Afrika. Die Mandoline weckt so viele Assoziationen. Da lerne dann ich auch wieder etwas dazu. Manchmal kriege ich eine neue Komposition, und ich schau sie mir an und sage: Das ist unmöglich zu spielen! Dann probiere ich ein bisschen rum und plötzlich denke ich: Wow, ich hab gerade eine neue Technik auf der Mandoline gelernt!“

Avi Avital

Hacken zu Leistungsstücken

Sehr sehr schön, was da bei Amazon Deutschland steht, und zwar in den Produktinformationen zu Sam Bushs DVD All about rhythm mandolin!: Das Rhythmusspielen Sams Bushs ist ohne Gleichen in der Welt der Mandoline – Teil Bluegrass, Teilreggae, Teilrock ’n‘ roll. Hier zeigt er alle Aspekte seiner Art: hacken, klimpernd und betonen und Dämpfung und unterteilen Schläge und mehr. Er führt seine Begleitungen für zwei seiner populärsten Leistungsstücke, des Mädchens aus dem Nordland und der Sailin‘-Schuhe einzeln auf.

In diesem Sinne verabschiede ich mich nun ins Studium der Mandoline, um anhand eines Leistungsstücks mein Hacken zu verbessern. Danke fürs Verständnis.

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Beatles nein, Nickel Creek: ja!

So ähnlich wären vielleicht die Reaktionen gewesen, wenn sich die Beatles neun Jahre nach ihrem letzten Album wieder zusammengetan hätten. Naja, jedenfalls wenn man die Akustikszene betrachtet. Wir sprechen von Nickel Creek. Wie viele hatten ernsthaft damit gerechnet, dass das Trio aus Sarah Watkins (fiddle, voc), Chris Thile (mand, voc) und Sean Watkins (g, voc) mit Mark Schatz am Bass jemals wieder eine CD aufnehmen würde? Und jetzt ist A Dotted Line erschienen, und manche meinen noch zu träumen. Tatsächlich ein neues Album von Nickel Creek? Und dazu eines mit derart starken Songs? Weiterer Kommentar überflüssig. Anhören und freuen. Und hoffen, dass sie sich mal nach Europa verirren. Das wäre doch mal ein Ziel, also eine Destination.

Punkige Schäfchenhüter

Wenn eine Band Die schlechten Hirten heißt, was haben wir zu erwarten? In diesem Fall ein Wiederaufleben der Klassiker des Punk und New Wave in neuem Gewand: nämlich in Folk-Kleidchen. Ob London Calling, No More Heroes oder Whole Wide World – das Quartett aus London trägt sie bei Folk-Festivals vor, mit Achtseitigem wie Mandoline, Bouzouki oder Oktavmandoline, mit Gitarre, Fiddle und Uillean Pipes. Und in diesem Jahr haben sich Bandkopf Adrian Edmondson und Piper Troy Donockley um Bass und Schlagzeug verstärkt. Auf unserem Videoschnipsel spielt aber noch die alte Trio-Besetzung der Bad Shepherds, und zwar Rise von Public Image Limited.

Edmondson hat sich von Roger Bucknall von Fylde Guitars für eine Australien-Tour etwas bauen lassen, das er auf dem Foto hier präsentiert: eine Kombi aus Mando und Oktavmando, in der Hoffnung Reisegepäck zu sparen. Sein Kumpel Troy reagierte offenbar neidisch und fragte bei Bucknall an, ob er auch Uillean Pipes, Bouzouki und Whistle in einem Instrument vereinen könne. Wir warten ab. Hier die ganze Geschichte.

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Ade Edmondson und sein doppeltes Lottchen

Die hölzerne Kanone, Teil 1

Normalerweise zieht BAP mit Gitarrist Helmut Krumminga um die Konzerthäuser. Der kann aber bei der kommenden Akustik-Tour nicht dabei sein. Ihn vertritt der Gitarrist und Produzent Ulrich Rode, der u. a. mit Anna Depenbusch, Bosse und Roger Cicero zusammengearbeitet hat. Die frohe Kunde für Mandolinenliebhaber: Ulrich Rode kündigt an, auf der BAP zieht den Stecker Tour 2014 auch seiner Mando zu glänzenden Auftritten zu verhelfen. Er lässt sich nicht lumpen und spielt eine Breedlove Cannon, mit der er sich dankenswerterweise auch ablichten ließ. Eine neue Folge aus der Reihe: Mando goes Pop! Mehr über Ulrich Rode auf seiner Website.

Ulrich-Rode-und-Breedlove_front_page_teaser Ulrich Rode mit Kanone

Der auf den Sternen schaukelt

Okay, um das mal klarzustellen: Beim Film Inside Llewyn Davis der Coen-Brüder hat definitiv nicht Bob Dylan Pate gestanden, sondern der New Yorker Songschreiber Dave Van Ronk! Um aber mal Dylan zu zitieren: Dave machte aus jedem Song ein Theaterstück, das bis zur letzten Minute spannend blieb, sagte er über Van Ronk. Ausführlich stellt ein frei online gestellter Artikel im Folker den Musiker vor. Der Film mit dem Mann im Mittelpunkt, der zu den treibenden Kräften des Folk- und Blues-Revivals der frühen 1960er-Jahre gehörte, soll am 5. Dezember in den deutschen Kinos starten. Wir wollen mal das Original würdigen.

Subversives Treiben

Im grade erschienenen Folker findet sich ein Text zum Thema Countrymusik und Homosexualität. Dazu wäre zweierlei zu sagen: Einmal ist es überhaupt nicht schön, sich mit seiner Persönlichkeit ständig verstecken und verleugnen zu müssen, um im Geschäft zu bleiben. Andererseits: Mir gefällt der Gedanke, dass sich konservative Säcke in den USA an schwulen und lesbischen Künstlern laben, ohne es zu ahnen. Hat was Subversives. Und die Künstler müssten sich dann alle am gleichen Tag zur gleichen Zeit outen – ob die Rednecks dann endlich in der Psychiatrie landen?

Willy wollen

Alle reden gerade von Willy Brandt, der am 18. Dezember 1913, also vor bald 100 Jahren, geboren wurde. Wir würdigen mit ihm einen der prominentesten Mandolinenspieler des Globus. Wenige Fotos zeigen ihn so entspannt, wie jenes 1976 in einem Gartenlokal, die Kippe lässig im Mundwinkel, im Jeans-Hemd und eine Mandoline in den Händen. Es entstand am Rande einer Reise mit Journalisten im damaligen Bundestagswahlkampf. Anfang der 1920er-Jahre lernte er das Instrument spielen, als er als kleiner Junge Mitglied bei den „Falken“ und beim „Arbeiter-Mandolinenklub“ wurde. Vielleicht sollten wir mal die aktuell erschienenen Willy-Brandt-Biografien nach diesem Kapitel in seinem Leben durchstöbern. Ob es eine Rolle spielt? Das Foto hatten wir schonmal vor sechs Jahren im Blog, aber aus aktuellem Anlass sei es erneut wiedergegeben.

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Groteske Virtuosität

Heute schreibt die Süddeutsche Zeitung über Chris Thile:

Punch Brother

Als einstiges Mitglied der Bluegrass-Band ‚Nickel Creek‘ und aktuelles der ‚Punch Brothers‘ hat Chris Thile schon einige verrückte Soli auf der Mandoline hingelegt. Das hier aber ist wahrscheinlich das verrückteste: Johann Sebastian Bach, die sechs Sonaten und Partiten für Violine solo, von denen er nun den ersten Teil vorlegt. Was Bach als Überforderung für das kleine Streichinstrument konzipierte, ist es für das kleine Zupfinstrument erst recht. Dass die langsamen Sätze auf einer Mandoline klangarm bleiben, kann selbst Thile kaum durch sein lebendiges und hochmusikalisches Spiel wettmachen. Dafür bringt er in die schnellen ein, was klassische Geiger gern übersehen: dass es sich oft um Tänze handelt. Ein Zeugnis von fast schon grotesker Virtuosität. (Nonesuch Records). MICHAEL STALLKNECHT

Wenn die Mando mal rockt

Hatten wir Frank Turner hier schonmal erwähnt? Er tauchte diese Woche im ARD-Morgenmagazin auf, mit seinem Mandolinenspieler Matt Nasir an der Seite und spielte den Opener seines neuen Albums Tape Deck Heart. Normalerweise präsentiert er den Song mit vollem elektrischen Besteck. Umso schöner zu hören, wie gut das Stück akustisch im Duo funktioniert und sich die ganze Power im Chorus auch ohne Strom vermittelt. Auf dem Album steckt durchaus Mandoline, im REMschen Sinne. Losing Days beispielsweise hat was von Losing My Religion in Dur. Auf jeden Fall liefert der Engländer eine ziemlich energiegeladene Mischung aus Rock, Folk, Punk. Mit Betonung auf Rock, im Gegensatz zu dem Kollegen Seth Lakeman. Aber drauf haben´s beide. Mando-Folkrock.